Colle de Nivolet

Lage und Allgemeines
Der Colle del Nivolet ist eine atemberaubende Höhenstraße in den italienischen Alpen, im Piemont, genauer im Nationalpark Gran Paradiso. Mit rund 2612 Metern über dem Meeresspiegel zählt er zu den höchsten asphaltierten Alpenpässen Europas. Die spektakuläre Passstraße verbindet das Tal von Ceresole Reale (Piemont) mit dem Hochtal des Aostatal, ist jedoch auf der Nordseite nur für Wanderer und Radfahrer vollständig passierbar, sodass für Motorradfahrer die Anfahrt und Rückfahrt in der Regel über Ceresole Reale erfolgt.

Streckenführung und Schwierigkeit
Die Auffahrt zum Colle del Nivolet ist legendär: Über 40 Kehren, enge Kurven, steile Rampen und teilweise sehr schmale Fahrbahnen fordern auch geübte Motorradfahrer. Die Straße steigt auf einer Länge von etwa 18 Kilometern ab Ceresole Reale auf die Passhöhe an. Der Denzel-Schwierigkeitsgrad liegt bei ca. SG 3–4, insbesondere wegen der schmalen Fahrbahn und fehlender Leitplanken auf dem letzten Stück. Die Fahrbahn ist meist asphaltiert, gelegentlich aber von Frostschäden und Steinschlag beeinträchtigt.

Jahreszeitliche Besonderheiten
Wegen der extremen Höhenlage ist der Colle del Nivolet jährlich nur von etwa Mitte Juni bis September befahrbar. Schneefälle, auch im Sommer, sind keine Seltenheit. In den Wintermonaten bleibt die Straße vollständig gesperrt. Die beste Reisezeit ist Juli bis Anfang September, wenn die Strecke meist schneefrei und das Klima stabiler ist. Frühmorgens und abends kann es selbst im Sommer empfindlich kalt sein.

Historische Hintergründe
Die Nivoletstraße wurde zwischen 1953 und 1963 vor allem aus Wasserkraftgründen gebaut, um den Zugang zu den beiden Stauseen Lago Serrù und Lago Agnel zu ermöglichen. Sie war nie für den internationalen Transit gedacht, sondern diente dem Bau und Unterhalt der Wasserkraftanlagen. Aufgrund der Abgeschiedenheit blieb der Pass von größerem Verkehr lange verschont und wird heute vor allem von Touristikern und Naturliebhabern genutzt.

Geologie und Landschaft
Der Colle del Nivolet liegt mitten im ältesten Nationalpark Italiens. Die Gegend besticht durch eine wilde, alpine Landschaft mit klaren Seen, schroffen Felsformationen und reichem Flora- und Fauna-Vorkommen. Besucher können Murmeltiere, Steinböcke und Adler beobachten. Der Ausblick auf das Gran-Paradiso-Massiv ist atemberaubend. Die Gesteine sind überwiegend Gneise, Glimmerschiefer und Granite, welche die steil abfallenden Täler und imposanten Gipfel prägen.

Infrastruktur
Entlang der Strecke gibt es minimalistische Infrastruktur. Möglichkeiten zur Einkehr bieten sich auf der Passhöhe im Rifugio Savoia sowie im Rifugio Città di Chivasso. Beide bieten regionale Speisen und Übernachtungsmöglichkeiten – Voranmeldung wird empfohlen. In Ceresole Reale gibt es kleinere Läden, Tankstellen und weitere Einkehrmöglichkeiten. Eine Tankstelle direkt auf der Passstraße gibt es jedoch nicht, daher sollte rechtzeitig in Ceresole Reale getankt werden.

Kosten / Gebühren
Für die Fahrt auf den Colle del Nivolet wird aktuell keine Maut oder Gebühr erhoben. In den Sommermonaten kann bei hohem Verkehrsaufkommen die Zufahrt an Wochenenden auf die letzten Kilometer für den motorisierten Individualverkehr begrenzt oder gesperrt werden, dann ist eine Durchfahrt nur bis Lago Serrù erlaubt. Eine vorherige Überprüfung der aktuellen Regelungen wird empfohlen.

Fazit
Der Colle del Nivolet ist ein echtes Highlight für Motorradfahrer: spektakuläre Kehren, hochalpine Landschaft, Seen und unvergessliche Panoramablicke machen die Tour einzigartig. Die einsame Strecke, geringe Verkehrsbelastung und die Nähe zur wilden Natur geben diesem Pass seinen besonderen Reiz. Ein absolutes Muss für Kurvenliebhaber und Freunde alpiner Straßen!